ÄUSSERE INNENRÄUME
Kunstdach Uster, Eröffnung 2.9.2010 (Ausschnitt)
Astrid Graf-Noha, Museumspädagogin und Architektin
… Sali Ölhafen lebt seit vier Jahren in Pfäffikon und hat immer noch einen Koffer in Wien. Sie studierte in Innsbruck und Wien mit Auszeichnung Malerei und Grafik und hat 1998 den Kunstförderpreis, für Bildende Kunst Bau-Holding-Kunstforum, in Klagenfurt erhalten. Sali beschäftigt sich mit Urformen. Sie arbeitet aus der Mitte heraus, vielleicht kann man auch sagen aus ihrer Mitte heraus. Sie trägt dort eine Menge Farbe auf und bewegt den Malgrund während der Gestaltung, so dass die Farbe fliessen kann. Dies erfordert viel Körperbeherrschung. Es entstehen abstrakte Formen.
Diesen sehr intensiven Prozess hat die Künstlerin unzählige Male mit verschiedenen Farben auf verschiedenen Maluntergründen wiederholt. Die bewegten Linien finden meistens zurück ins Zentrum. Es entstehen freie, immer neue Formen und Zeichen, die den Kern, das Innerste umgeben. Nun ist die Künstlerin in der letzten Schaffensperiode einen Schritt weitergegangen. Sie wagt sich für diese Ausstellung wieder an grosse Formate. Als Maluntergrund experimentiert sie mit Kunststoff-Verpackungsmaterial. Sie verlässt buchstäblich den gewohnten Rahmen und nutzt die Möglichkeit, das halbtransparente Material von beiden Seiten zu bearbeiten und zu bemalen. Ein Verpackungsmaterial für Kunst wird hier selbst zu Kunst. Das Plastik ist leicht. Gerollt sind die grossen Werke nun sehr handlich und reisetauglich. Die gewählten Leuchtfarben passen in unsere reizüberflutete Welt. Wichtiges markieren wir mit Signalfarben, seien es Textstellen, Hinweisschilder oder Strassenbegrenzungen. Diese Beachtung erfahren die Hintergründe der neuen Bilder. Ihrem Lebensthema bleibt die Künstlerin treu. Die aufgetragene Farbe fliesst schnell aus der Mitte, hinterlässt Spuren, Formen, Bewegung, Tanz und viel Freude. Durch den transparenten Untergrund zeigen sich auch in den farbigen Flächen, die feinen Überlagerungen und Verdichtungen im Fluss der Farbe. Sali Ölhafen lebte im sinnlichen Wien, jetzt nahe dem geschäftigen Zürich. Ihre neuen lebendigen Arbeiten bringen diesen Wechsel zum Ausdruck. Ihre Werke sprechen uns ganz unmittelbar an, so intuitiv wie sie geschaffen wurden, dürfen wir mit Ihnen in Kontakt treten.
ÄUSSERE INNENRÄUME
Kunstdach Uster, Pressetext 2010
Astrid Graf-Noha, Architektin und Museumspädagogin
Die Künstlerin Sali Ölhafen aus Pfäffikon zeigt mit ihren lebendigen Arbeiten Einblicke in ihre Sichtweise verdichteter Formen.Mit fliessend, feuchter Farbe werden sie gebildet, eine Synthese zwischen Chaos und Ordnung.Die Arbeiten sind ein gestalteter Ausdruck von entstehen lassen und Entstandenes sein lassen. Der Betrachter kann die Form erspüren, aufnehmen und auf sich wirken lassen. Sali Ölhafen arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien wie Lack, Acryl, Tusche auf Papier, Leinen, Kunststoff. Der leichte und transparente Malgrund Kunststoff geht mit ihren dargestellten Formen eine spannende Interaktion ein. Die Ausstellungsräume des Kunstdachs Uster sind für die Präsentation von bildender Kunst einerseits sehr interessant, aber auch eine Herausforderung. Hohe Fenster auf der Nordseite werfen optimales Licht an die Wände und die Fabrikhallen erlauben eine grosszügige Präsentation der Werke. Andererseits sind im Unterschied zur Werkpräsentation in einem „White Cube“ viele Elemente wie z.B. tragende Pfeiler, eine in die Ausstellungsfläche reichende Treppe, die kleine Galerie im Obergeschoss in das Präsentationskonzept einzubeziehen. Anlässlich der Eröffnungsrede wird die Architektin und Museumspädagogin Astrid Graf-Noha aus Uster die Aufmerksamkeit der Ausstellungsbesucherinnen und -besucher auch insbesondere auf den Dialog der Werke mit den Räumen lenken und die Anwesenden für die Wahrnehmung der Raumsituation sensibilisieren.